António Félix da Costa: „Mit Porsche in Berlin zu fahren, ist etwas Besonderes“.
Beim Hyderabad E-Prix in Indien fuhr António Félix da Costa sein 100. Rennen in der Formel E. Am Ende belegte der 31-jährige Portugiese nach starker Fahrt einen dritten Platz. Sein erstes Podium in 2023 und für seine neue Marke. Im Interview spricht der Porsche-Werksfahrer über sein Debüt 2014 in Malaysia, seine schönsten Siege sowie über die recht rasante Entwicklung und positive Zukunft der Formel E.
António, an Berlin hast Du gute Erinnerungen. Du hast dort 2020 zwei Rennen gewonnen. Wie sehr freust Du Dich nun auf die Rückkehr?
António Félix da Costa: Das war absolut verrückt. Wegen der Pandemie sind wir zum Schluss der Saison damals sechs Rennen in Berlin gefahren, leider ohne Fans. Zwei von den Rennen habe ich gewonnen und ich hoffe natürlich, dass ich mit dem Porsche 99X Electric an diese Leistungen anknüpfen kann. Mit Porsche in Berlin zu fahren, ist für mich etwas ganz Besonderes. Die Stadt ist fantastisch und die Strecke auf dem alten Flugplatz einzigartig. Sie ist sehr kurz, die Rundenzeiten werden nicht allzu weit auseinanderliegen. Du darfst dir also nicht den kleinsten Fehler erlauben. Es wäre toll, wenn wir den deutschen Fans mit einem Heimsieg von Porsche für ihre Unterstützung danken könnten. Das wäre schon schön.
Du hast in Indien Dein 100. Rennen in der Formel E gefahren. Kannst Du Dich noch ans erste Rennen erinnern?
António Félix da Costa: Natürlich, sogar sehr, sehr gut. Es war im November 2014 in Putrajaya. Es war mein erstes Rennen in Malaysia, sehr faszinierend, aber auch anstrengend. Vor allem wegen der Hitze, die ging echt an die Substanz. Trotzdem hatten wir ein gutes Wochenende. Ich fuhr in die Punkte, war am Ende aber super müde. Übrigens, es war das zweite Rennen in der Geschichte der Formel E. Beim ersten in Peking war ich nicht dabei, weil ich parallel auch noch in der DTM startete.
Ist Dir ein Triumph in besonderer Erinnerung geblieben?
António Félix da Costa: Ich erinnere mich an alle meine Erfolge gerne. Besonders waren vielleicht die zwei Siege in Berlin, als wir wegen des Lockdowns dort sechs Rennen in neun Tagen gefahren sind. Das war 2020, in dem Jahr, in dem ich mit 71 Punkten Vorsprung am Ende die Meisterschaft gewann.
Du hast mal erzählt, anfangs hättest Du nicht richtig an die Formel E geglaubt. Was hat Dich letztlich überzeugt?
António Félix da Costa: Mein Traum war die Formel 1. Als Testfahrer von Red Bull Racing hatte ich damals auch schon einen Fuß in der Tür. Die Vorstellung, in einer vollelektrischen Serie zu fahren, war irgendwie verrückt. Meine Gemütslage damals war, ehrlich gesagt, nicht die beste. Doch die Formel E und ich wurden Freunde. Ich habe die Mission und Möglichkeiten der Formel E in einer sich verändernden Welt immer bewusster wahrgenommen. Für mich war und ist es eine Herausforderung, auf der Rennstrecke zu zeigen, dass Elektroautos nicht langweilig sind, sondern schnell und effizient. Ich war dann auch bald von der großartigen Zukunft überzeugt.
Die Formel E bringt spannenden Motorsport zu den Menschen in die Städte. Welche Botschaften könnte sie sonst noch vermitteln?
António Félix da Costa: Natürlich steht der Sport im Vordergrund. Doch ich denke, dass wir uns gerade in Ländern wie Indien oder Südafrika nicht darauf beschränken sollten, die Leute für Autorennen zu begeistern. Die Formel E steht für so viel mehr, für Nachhaltigkeit zum Beispiel, aber auch für gesellschaftliche Ziele wie Inklusion und Vielfalt. Wir sollten alle Möglichkeiten nutzen, bei Menschen, die an die Strecke kommen, das Bewusstsein für diese Werte zu stärken.
Anfangs haben viele gezweifelt. Wie siehst Du mittlerweile den Stellenwert der Formel E im heutigen Motorsport?
António Félix da Costa: Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Allein schon die Tatsache, dass die Formel E inzwischen eine Weltmeisterschaft ist und sich ein so erfolgreicher Automobilhersteller wie Porsche zu dieser Serie bekennt, unterstreicht ihre Bedeutung. Die Formel E ist fester Bestandteil der Rennkalender!
Du hast in Deiner Karriere schon einige Teams erlebt. Seit dieser Saison bist Du Porsche-Werksfahrer. Was bedeutet das für Dich?
António Félix da Costa: Es war schon immer mein Traum, für Porsche Rennen zu fahren und ein Teil der Geschichte dieser Marke zu werden. Ich wurde in meiner Karriere so oft von einem Porsche geschlagen, nicht nur in der Formel E, deshalb weiß ich: Porsche tut alles, um zu gewinnen. Das ist die DNA von Porsche. Der tolle Saisonstart mit den drei Siegen des Porsche 99X Electric bestätigt mich in dieser Einschätzung. Für mich sind die ersten Rennen zwar nicht optimal gelaufen. Doch mit meinen Ingenieuren arbeite ich sehr hart daran, zu verstehen, welche nächsten Schritte wir machen müssen, um erfolgreich zu sein. (SW)
Foto:António Félix da Costa Copyright Porsche