Ann-Kathrin Voog: „Mit ein bisschen Abstand kann man es schon realisieren“.
Die Frauen vom ERC Ingolstadt feiert in dieser Saison erstmals die Meisterschaft in der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL). Die Ingolstädterinnen setzten sich in der Serie mit 3:1 gegen ECDC Memmingen durch. „Die konzentrierte Defensivarbeit der Mannschaft hat das Finale entschieden“, sagte Christian Sohlmann, Cheftrainer der „Schanzer“-Pantherinnen. Im Interview zu diesem Triumph: Ann-Kathrin Vogg.
Deutscher Meister! Dazu erstmals in der Geschichte des ERC Ingolstadt. Kann man so einen historischen Erfolg eigentlich schon fassen?
Ann-Kathrin Voog: Jetzt mit ein bisschen Abstand kann man es schon realisieren. Am Anfang war es noch nicht so präsent, was wir da in Ingolstadt geschafft haben. Aber jetzt mit Abstand wird einem schon bewusst, was wir geschafft haben!
Du hast im Halbfinale eiskalt den Penalty verwandelt. Kannst Du das noch mal kurz beschreiben? Wie groß war der Druck?
Ann-Kathrin Voog: Mir ist ehrlich gesagt gar nicht so viel durch den Kopf gegangen. Man geht aufs Eis mit dem Gedanken: Ich will treffen! Nicht man muss treffen, man will treffen! Sonst geht einem nicht mehr sehr viel durch den Kopf. Man hat auch gar nicht großartig die Zeit für viele Gedanken.
Das erste Spiel in Memmingen ging knapp verloren. Das Heimspiel musst also gewonnen werden, sonst steht es 0:2. Ist dies ein Faktor?
Ann-Kathrin Voog: Man geht in solche Spiele nicht wie in ein normales Saisonspiel, Playoffs sind da wirklich anders. Auch wenn es „Best of Five“ ist, geht man in jede Partie, als würde die Serie 0:0 stehen. Man hat natürlich im Hinterkopf, dass es 0:1 steht, aber jedes Spiel geht bei null los und wir versuchen jedes Spiel zu gewinnen. Große Gedanken, dass es bei einer Niederlage 0:2 steht, gibt es aber nicht.
Wann war Dir bewusst, es könnte klappen?
Ann-Kathrin Voog: Nach dem Ausgleich in der Serie und dem 2:1 in der Serie ist es immer realer geworden. Man fühlt sich gut!
Das vierte Spiel war dann wieder vor unseren Fans, wir waren darüber informiert, es würden einige kommen, waren uns also der Unterstützung bewusst. Das verändert die Situation noch einmal grundlegend. Es ist etwas komplett anderes, als wenn es in der gegnerischen Halle gewesen wäre. Trotzdem mussten wir voll fokussiert bleiben, auch wenn einiges für uns gesprochen hat.
Was war Deiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?
Ann-Kathrin Voog: Die komplette Gesamtleistung der Mannschaft. Ob im Tor oder in der Defensive, aber auch im Sturm. Es hat uns natürlich sehr geholfen, dass wir im entscheidenden Spiel schnell 2:0 vorne waren und hinten nichts zugelassen haben. Die geschlossene Mannschaftsleistung. Man merkte, alle wollen das Ding!
Was würdest Du Dir persönlich für die weitere Zukunft des Frauen-Eishockeys in Deutschland aktuell eigentlich wünschen?
Ann-Kathrin Voog: Ich wünsche mir, dass die Medienpräsenz einfach höher wird. Wir dadurch mehr Anerkennung bekommen.
Ein Beispiel: Wir hatten jetzt viele, die sich unsere Playoffs angeschaut haben und da wurde dann gesagt: „Die Spiele sind ja doch gar nicht so schlecht“. Das Problem ist, dass man oft nur die Vorurteile hört und kaum eine Möglichkeit hat sich selbst ein Bild zu machen. Daher würde ich mich über deutlich mehr Verbreitung in den Medien sowie auch über mehr Anerkennung freuen.
Musst Du Dich eigentlich an einen Ernährungsplan halten?
Ann-Kathrin Voog: Nein, müssen wir direkt nicht. Es ist nichts wirklich vorgegeben, aber jede von uns arbeitet mit Physiotherapeuten zusammen und im Sommer gibt es Trainingsplänen, wo dann auch Ernährungspläne definitiv mit dazu gehören.
Bei was würdest Du denn schwach werden?
Ann-Kathrin Voog: Ich habe eine Schwäche für griechisches Essen, was unter der Saison ehrlich gesagt nicht so gut ist, schon gar nicht nach den Spielen. Daher freue ich mich jetzt auf die Zeit ohne Eishockey.
Ingolstadt ist jetzt der Meister, die anderen Mannschaften werden Euch nun definitiv jagen. Was erwartest Du von der Saison 2022/23?
Ann-Kathrin Voog: Das es alles wieder ein wenig normaler wird, was die Pandemie betrifft. Das war die letzten beiden Jahre doch irgendwie komisch. Ich hoffe, dass wir normal in die Saison gehen können, mit einer normalen Vorbereitung und dann da anschließen können, wo wir aufgehört haben. Ich denke aber, Memmingen, Planegg und Mannheim werden uns herausfordern, wobei man noch etwas abwarten muss. Wie verstärken sich die Clubs, welche Abgänge haben die einzelnen Teams. (LB)
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