Maximilian Nagl: „Mein großer Ansporn ist immer noch zu gewinnen“.
„Max“ Nagl ist amtierender Meister in der ADAC MX Masters. Dreimal konnte der 35-jährige Oberbayer die Serie für sich entscheiden, doch zwischen dem zweiten und dritten Titel liegen 14 Jahre. „Max“ Nagl gehört also noch nicht zum alten Eisen und will die Meisterschaft auch in der laufenden Saison gewinnen. Überraschend kam deswegen der Team- und Markenwechsel des Champions vor dieser Saison.
„Max“, warum der komplette Wechsel vor dieser Saison?
„Max“ Nagl: Der Kontakt zu Alexander Karg vom KMP Honda Racing Team besteht schon länger. Ich habe mit ihm schon vor einigen Jahren gewitzelt, dass ich eines Tages eine Saison bei ihm fahre. Und das Paket, das ich zuletzt beim Krettek Haas Racing Team mit der Husqvarna hatte, war perfekt. Da gibt es überhaupt nichts zu meckern. Aber der Reiz fehlte, irgendwann braucht man neue Herausforderungen. Meine Absicht mit dem Wechsel war nicht, dass ich etwas Besseres bekomme, nur einfach etwas anderes. Etwas, wo ich bei Null anfange. Neue Motivation habe. Das war eigentlich der Hauptgrund für meine Entscheidung.
Probleme mit dem Krettek Haas Racing Team gab es also nicht?
„Max“ Nagl: Nein, wir haben auch weiterhin regelmäßig Kontakt. Ursprünglich war die Idee, dass ich wieder die tschechischen Rennen für sie fahren werde. Aber das ist logistisch ein großer Aufwand und das viele Reisen war schon heftig gewesen. Ansonsten war das alles top.
Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist!
„Max“ Nagl: Wie lange ich das Ganze noch mache? Ehrlich gesagt, ich kann es gar nicht beantworten. Schon seit letztem Jahr entscheide ich das von Jahr zu Jahr. Ich schließe auch meine Verträge nur noch für ein Jahr ab, so dass ich immer frei bin am Ende vom Jahr und dann neu entscheiden kann.
Das KMP Honda Racing Team hat mit Jordi Tixier den Meister von 2020 und 2021 unter Vertrag. Du bist der amtierende Meister. Eine starke Kombination, aber eventuell auch eine explosiven Kombination um den Titel?
„Max“ Nagl: Für mich ist das kein Problem. Ich bin so eine Situation gewohnt. 2009 war ich Vize-Weltmeister und Tony Cairoli war Weltmeister. Dann hat KTM ihn 2010 zu meinem Teamkollegen gemacht, das war eine ähnliche Situation. Ich habe in der Phase viel dazugelernt, damit umzugehen und deswegen ist es für mich kein großes Problem. Man muss sowieso gegen jeden fahren, ob der nun im eigenen Team fährt oder in einem anderen, spielt keine Rolle. Das ist mehr Stress für den Teamchef, er muss das alles organisieren.
Woraus ziehst Du nach den ganzen Jahren die Motivation?
„Max“ Nagl: Es ist gar nicht einfach! Es gibt viele Tage, wo ich die Motivation nicht habe. Aber dann braucht man halt den Charakter, um es trotzdem zu machen, auch wenn man nicht möchte. Solche Tage hat jeder Mensch im Job, das ist ganz normal. Aber die Tage werden irgendwann mehr, weil man eben älter wird, den Sport schon so lange betreibt und es da immer so viele neue Sachen sowie Herausforderungen gibt. Ich versuche, es über die Trainingsgestaltung spannend zu halten. Ich probiere zum Beispiel sehr viel Ausgleichssport zu betreibe. Genauso versuche ich auf dem Motorrad nicht immer jeden Tag das Gleiche zu trainieren, sondern Abwechslung im Ablauf zu haben, um das alles am Laufen zu halten.
Stand für schon im Raum, den Helm an den Nagel zu hängen?
„Max“ Nagl: Nein, noch nicht. Ich mache das auch immer abhängig davon, wie es mir geht. Konditionell, von der Kraft, wie gut ich mich erholen kann und wie es bei den Rennen läuft. Mein großer Ansporn ist immer noch zu gewinnen. Und wenn das irgendwann definitiv nicht mehr funktioniert, weil ich es einfach nicht mehr kann, weil mir der Speed fehlt oder es körperlich nicht mehr klappt, dann kommt der Punkt, wo man sagen muss, jetzt ist Ende!
Und wie hat der Wechsel auf die Honda so funktioniert?
„Max“ Nagl: Der Umstieg ging problemlos und der Aluminiumrahmen bei der Honda hat mir immer schon gefallen. Als ich die ersten Motorräder bekam, hat mich ehrlich gesagt überrascht, wie gut die Maschinen gleich liefen. Und da mir der Rahmen eh gefallen hat, war das Ganze dann schnell positiv.
Was ist Deine Lieblingsstrecke im gesamten Kalender 2023?
„Max“ Nagl: Dieses Jahr kam eine komplett neue Strecke in Dänemark dazu, eine schöne Motivation. Die anderen Strecken kenne ich bereits alle in- und auswendig. Neue Strecken sind immer eine coole Motivation. Sonst mag ich alles, was Sand im Kurs hat. Also Fürstlich Drehna oder Tensfeld fallen mir in dem Zusammenhang ein. Aber ich muss sagen, Bielstein ist die coolste Strecke vom Layout, richtig oldschool am Berg runter, richtig viele verschiedene Sektionen, auch hängende Kurven sowie technisch richtig anspruchsvoll.
Und mischt eine neue Strecke generell die Karten neu?
„Max“ Nagl: Eigentlich nicht. Die meisten Fahrer können sich schnell an eine neue Strecke gewöhnen. Trotzdem motiviert es neu.
Was braucht es, zum Titel in der ADAC MX Masters 2023?
„Max“ Nagl: Die Zusammenarbeit mit dem Team ist generell sehr wichtig, dass das blinde Vertrauen immer vorhanden ist. Das Motorrad muss natürlich gut sein, halten und keinen Ausfall haben. Das bringt Punkte und das sind die Hauptzutaten. Diese Sachen liegen nicht in meiner Hand. Die Dinge wie Fitness, dass ich gut vorbereitet, trainiert und am Wochenende sehr gut organisiert bin, das liegt in meiner Hand und darum muss ich mich kümmern. (ADAC/SW)
Foto: Maximilian Nagl Copyright ADAC Motorsport