Fabrizia Pons: „Ganz eindeutig … der quattro ist einfach absolut zeitlos“.
Es ist ein geschichtsträchtigster Schauplatz der Rallyeszene, der Col de Turini als Etappe der Rallye Monte Carlo. In den 1980er Jahren sah es mit dem Audi quattro beinah spielerisch aus. Der Mythos des damals revolutionären Antriebskonzepts war begründet. Fabrizia Pons, Co-Pilotin von Audi-Werksfahrerin Michèle Mouton in der Zeit, schwärmt von den vergangenen Zeiten und blicken in die Zukunft voraus.
Frau Pons, Sie waren damals auf dem internationalen Rallye-Parkett Fahrerin und Beifahrerin, was war für Sie aufregender?
Fabrizia Pons: Ich habe tatsächlich 1976 als Fahrerin begonnen und dabei auch Klassensiege errungen. Und trotzdem konnte ich kein festes Cockpit in der Gruppe 2 finden. In der Phase ergab sich die Gelegenheit, bei Luigi Battistolli, einem damals sehr erfolgreichen italienischen Piloten mit dem Spitznamen Lucky, als Beifahrerin einzusteigen. So tauchte mein Name nach Erfolgen 1979 und 1980 nicht nur in den italienischen Zeitungen, sondern auch europaweit in der Presse auf. Dadurch wurde Michèle Mouton auf mich aufmerksam. Dass ich das Gebetbuch, also die Notizen für die Wertungsprüfungen, auch auf Französisch lesen konnte, hat natürlich geholfen!
Unter Rallyepiloten heißt es, dass das Gehirn immer rechts sitzt, also auf dem Beifahrersitz. Stimmt das? Und welche Rolle spielte der Audi quattro?
Fabrizia Pons: Das kommt darauf an. Bei Rallyeprüfungen wie in der Rallye-WM hat der Fahrer den Hut auf. Wenn wir aber über Langstrecken-Wettbewerbe wie die Rallye Dakar reden, in denen es vor allem um pure Navigation geht, ist der Co-Pilot tatsächlich das Gehirn des Teams. 1981 und 1982 war es schwer, den Audi quattro zu schlagen. Leider haben wir den WM-Titel 1982 knapp verpasst. Aber ich erhielt die Halda Trophy als weltbeste Co-Pilotin, für mich eine sehr große Ehre. Um am Ende schließlich zu gewinnen, braucht es nicht das beste Auto, die beste Crew und das beste Serviceteam, sondern auch das berühmte Quäntchen an Glück … alles muss perfekt ineinandergreifen.
Was macht den Mythos quattro denn aus?
Fabrizia Pons: Der damalige quattro-Antrieb lässt mich bis heute nicht los, er hat meine Karriere und mein Leben positiv beeinflusst. Ich bin froh und recht dankbar, ein sehr, sehr kleiner Teil dieses Mythos zu sein. Ich bin zu Audi gekommen, als der quattro seine ersten Kilometer gefahren ist. Ich konnte die Entwicklung vom Anfang bis zum S1 miterleben. Für mich war es ein Geschenk zu sehen, wie gut und wie energisch Audi dieses Konzept entwickelt und vorangetrieben hat und diesen Weg unbeirrt weitergegangen ist. Es war wie in einer großen Familie zu leben. Audi war als deutsches Team diszipliniert. Ich habe etwas italienische Flexibilität eingebracht. Das war über Jahre eine äußerst faszinierende und vor allem erfolgreiche Mischung.
Waren Sie an den technischen Entwicklungen des Antriebs beteiligt?
Fabrizia Pons: Wir haben am Anfang sehr viel getestet. Danach nahmen wir an vielen Rallyes teil und trugen so dazu bei, dass der quattro immer besser geworden ist. Ich bin heute noch stolz darauf, dass wir dazu beigetragen haben, dass Audi viele Komponenten und Erkenntnisse aus dem Rallyesport in die Serienfertigung des quattro übernommen hat. Es gab wenige Hersteller, die diesen Techniktransfer so konsequent durchgeführt haben.
Ist der quattro-Antrieb vielleicht sogar zeitlos?
Fabrizia Pons: Ganz eindeutig … der quattro ist absolut zeitlos. Ich freue mich und bin beeindruckt, was aus dem Urvater von damals für die Kundinnen und Kunden von heute weltweit geworden ist. nämlich ein absolut faszinierendes Stück Technik. Für mich als Rallyefahrerin ist die Kombination aus Dynamik und Sicherheit wirklich einzigartig. Besonders beeindruckend finde ich, wie Audi die quattro-Technologie in die Elektromobilität transferiert und dabei auch immer besser und effizienter macht.
Warum haben quattro und Fünfzylinder für Audi so einen Stellenwert?
Fabrizia Pons: Mit dem Allradantrieb und dem Fünfzylinder hat Audi sich damals für komplett neue und eigene Lösungen entschieden. Wenn ich zurückblicke, war das eine sehr gute Idee und mutige Entscheidung. Audi hat diesen revolutionären Weg trotz aller Bedenken, die seinerzeit von außen herangetragen wurden, konsequent verfolgt. Die Marke hatte zudem das Gespür für die Bedürfnisse der Menschen, die nicht nur von A nach B kommen wollten, sondern für die das dynamische, sichere Fahrgefühl immer wichtiger wurde. (Audi/SW)
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